Wednesday, 8 December 2010

Von dem sechsten Planeten

MERCURIO

Den Mittwochn zwar hab ich erkohrn /
Wie ich anfänglich war gebohrn /
Gab bald der Erden gute Nacht /
Und nach eim höhern Stande tracht /
Verließ sie damahls gantz und gar /
Ob gleich dieselb mein Mutter war /
Und suchte Freundschafft in der Lufft /
Flog bald davon durch Wind und Dufft /
All Farben / so sind in der Welt /
Mein Mutter hat mir zugestellt /
Drumb gab mir Raphael ein Cristall /
Darauß zu machen was ich wol /
Weil solche nimbt all Farben an /
So man nicht all erzehlen kan /
Jungfrau und Zwilling habens vollführt /
Das die Cristall koaguliert /
Raphael gabe aber Macht /
Mich wieder in Mercurium bracht /
Kalt und warm ist alls in mir /
Ich steh / lauff auch bald hin und her /
Bin gar ein abentheuerlich Mann /
Daß man mich nicht ausrechnen kan /
Dann wie ich hielt ein Disciplin /
Arithmetic war der Schüler mein /
Der all sein Kunst von mir nur hat /
Empfangen durch Gottes Gnad /
Mein Gang verricht ich auf der Fahrt /
In dreyhundert fünffzig Tag /
Und wann die Welt wer noch so weit /
Mit vielen Künsten zubereit /
So wird kein Mensch den grossen Stein /
Machen / ich muß dabey seyn /
Versteh / du seyst Herr oder Knecht /
Merck auff / vernimb mein Red jetzt recht /
Und hab wol acht auff meinen Sinn /
Gemein Quecksilber ich nicht bin /
Gebohrn von einer edlen Art /
Ehe ich zu einem Adler wart /
Jetzt hab ich Flügel wunderbar /
An Händ und Füssen / Häupt und Haar /
Darzu auch an meim gantzen Leib /
Bin ich mit Federn gantz bekleidt.
Da nun ein Mensche wer so klug /
Der mit Verstand und gutem Fug /
Verschaffen könt mir abzuschiessen /
Der wird mein trefflich wol geniessen /
Und haben könt mehr Gut und Geld /
Als glauben möcht die gantze Welt /
Viel Leute aber diese Schrifft /
Versporten werden / wissen nicht /
Was Anfang / Mittel oder End /
Ehe sie erfahrn / was ich vollend.
Ich wil mich nun auffschwingen thun /
Von hinnen in den höchsten Thron /
Und wieder steigen zu der Hellen /
Zu meinen andern sechs Gesellen /
Wil zusehn / wies eim jeden geht /
Ob er auch Frost und Hitz besteht /
Auch ob sie mich treulich wollen / pflichten
Daß ich das höchste kan verrichten /
Und da mich dann der König bhält /
So bleibt er Herr der gantzen Welt /
Das kan Ruperto auch gelingen /
Drumb magst du wol das Credo singen.


Basilius Valentinus

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